Interviews – Interview mit Christoph Böbner

Christoph Böbner ist gerne nahe der Basis und der Landwirtschaft und erzählt im Interview, was dies im Bereich Digitalisierung für ihn bedeutet. Er meint Landwirtschaftsbetriebe seien immer mehr auf Echtzeitdaten angewiesen. Durch deren Zusammenführung könnte eine nutzbringende Dienstleistung darstellen. Mit barto sollen die verschiedenen Informationsquellen über einen einzigen Kanal verfügbar sein. So wäre es möglich, dass den Rindviehhalterinnen und -haltern nutzbringende Dienstleistungen zurückgespielt werden.

Colette Basler
16. September 2021

Zur Person

  • Seit April 2020 im Verwaltungsrat von barto
  • Direktor von Swissgenetics seit 2019
  • Dr. Ing.-agr. ETH, Nutztierwissenschaften
  • Ehemaliger Vize-Direktor des BLW und Präsident der LAWIS-Gruppe
  • Aufgewachsen auf einem Viehzuchtbetrieb im Entlebuch

Seit 2,5 Jahren sind Sie Direktor von Swissgenetics. Wie sind Sie im Alltag von der Digitalisierung betroffen?

Eigentlich ständig. Einerseits ist der Datenaustausch mit Zuchtverbänden und der Identitas für ein effizientes Funktionieren einer KB-Organisation zwingend. Andererseits braucht der Aussendienst aktuelle Daten und auch der internationale Handel ist auf digitale Möglichkeiten angewiesen. Wir sehen uns als modernes Dienstleistungsunternehmen, welches sowohl für Kundinnen und Kunden als auch für Mitarbeitende die Administration vereinfacht.

Wo sehen Sie die Chancen der Digitalisierung in der Landwirtschaft?

Künftig werden die Landwirtschaftsbetriebe immer stärker auf möglichst genaue Echtzeitdaten angewiesen sein. Durch deren Zusammenführen können nutzbringende und entlastende Dienstleistungen erbracht werden. Mehrfacherfassungen und Papierkram können dadurch reduziert und auf alte Erfassungen kann jederzeit zurückgegriffen werden.  

Gibt es Ihrer Meinung nach auch Risiken?

Ja, natürlich. Das ist aber auch in anderen Lebensbereichen so. Menschen sind z.B. sensibilisiert darauf ihre Kreditkarte nicht einfach irgendwo liegen zu lassen. Als Beispiel profitieren heute viele von Rabattsystemen bei Grossverteilern und erhalten in der Folge individuell abgestimmte Werbung. Einige finden das toll, andere lästig. Gehen wir achtsam mit Daten um, können wir die Risiken tief halten.

Swissgenetics ist eine der Aktionärinnen von barto. Was erhoffen Sie sich von dieser Partnerschaft?

Viele landwirtschaftliche Daten, welche wertvolle Hinweise für das Betriebsmanagement und die Herdenbetreuung geben, liegen brach.

Swissgenetics erhofft sich von barto einen einfacheren Zugang zu Daten, welche Kundinnen und Kunden bewusst frei geben. Der Dateneigner muss dabei immer der Landwirtschaftsbetrieb bleiben. SmartCow ist zum Beispiel eine App, welche diese Richtung verfolgt. Sie wurde zusammen mit den Zuchtverbänden weiterentwickelt und wird monatlich von rund 14'000 Betrieben genutzt, weil die App den Betrieben eine Hilfestellung bietet.

Welches sind Ihrer Meinung nach, die Vorteile von barto?

Ich erachte die Vernetzung von Daten als grossen Vorteil. Viele landwirtschaftliche Organisationen erbringen gute Dienstleistungen. Da diese aber einzelnen Bausteinen gleichen, hat der Betriebsleiter / die Betriebsleiterin nie eine ganzheitliche Sicht auf den Betrieb. Diese Gesamtsicht kann barto bieten.

Wo steht barto in fünf Jahren?

50% der Landwirtschaftsbetriebe haben hoffentlich ein barto Konto oder schon mal bei barto reingeschaut.

Welches sind Ihre, resp. die Ziele von Swissgenetics mit barto?

Viele Betriebe sind sowohl bei Swissgenetics als auch bei einem der Rindviehzuchtverbände angeschlossen. Rund ein Fünftel der Betriebe sind sogenannte Nichtherdebuchbetriebe. Die Bewirtschaftung all dieser Daten ist aufwändig und wird letztlich von den Rindviehhalterinnen und -haltern selber bezahlt. Mit barto erhoffen wir uns, dass die verschiedenen Informationsquellen über einen einzigen Kanal verfügbar sind. Nur so ist es möglich, dass wir den Rindviehhalterinnen und -haltern nutzbringende Dienstleistungen zurückspielen.