Interviews – Fortschritt bei den Feldtagen 2020

Interview mit Sonja Basler Agronomin, Zuständige für Versuchswesen im Bereich Ackerbau am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, Lehrerin und Beraterin im Bereich Ackerbau

Colette Basler
15. Mai 2020

Die Feldtage 2020 mit Publikum wurden abgesagt. Was bedeutet das für dich? 

Durch die Absage der Feldtage fehlt uns eine wichtige Plattform für den persönlichen Kontakt und Austausch mit den Landwirtinnen und Landwirten. Die angelegten Versuche werden wir aber auf jeden Fall weiterführen, abschliessen und auswerten. Die Bauern warten auf die Ergebnisse dieser Versuche. Das Interesse daran ist immer sehr gross und wir sind ihnen das schuldig.

Welchen Versuch hättest du an den Feldtagen zeigen wollen?

Ich hätte einen Sonnenblumenversuch mit Untersaat zeigen wollen. In diesem Versuch vergleichen wir die klassische, chemisch Unkrautregulierung mit einer rein mechanischen Unkrautbekämpfung und mit zwei Verfahren mit Untersaat. Dabei wird die Untersaat einmal direkt vor der Sonnenblumensaat gesät und einmal nach dem zweiten Hackdurchgang. 

Untersaaten bieten unter anderem einen Schutz vor Bodenerosion und liefern organisches Material für den Aufbau von Humus.

Was sind / waren die Herausforderungen bei diesem Versuch?

Die Krähen haben uns einen grossen Teil der frisch aufgelaufenen Sonnenblumen hier in Kölliken weggepickt. Obwohl ein Krähenabwehrgerät installiert war, haben sich die Rabenvögel auf unserem Feld gütlich getan. Bei der Analyse hat sich herausgestellt, dass der Krähenschreck nur funktioniert, wenn eine Krähe Geräusche von sich gibt. Landet sie still und leise, kann sie ungestört und in Seelenruhe Sonnenblumenpflanzen abpicken. Das Gerät reagiert nicht. 

Auf anderen Feldern hatten wir mit den Meisen zu kämpfen. Sie benutzen ihren Schnabel als Schere und zwicken die Blätter der jungen Maispflanze ab, so dass es aussieht, als wären sie mit einer Schere gestutzt worden. 

Wie geht es nun weiter mit den Sonnenblumenversuchen in Kölliken? 

Wir mussten verschiedene Überlegungen anstellen. Einerseits stellte sich die Frage, ob wir es mit einer Nachsaat versuchen sollten, andererseits ob die Versuchsparzelle komplett erneuert werden müsste. Die Untersaat wächst unaufhaltsam weiter und die Gefahr ist gross, dass sie zu dominant wird. 

Es wäre natürlich auch möglich gewesen, die Versuchsparzelle zu belassen und somit die Realität abzubilden. 

Da es sich aber um einen Versuch aus einer dreijährigen Serie handelt, haben wir uns nun entschieden, den Sonnenblumenversuch nochmals neu anzusäen. So können wir an den Feldtagen 2021 dreijährige Resultate mit einer guten Zuverlässigkeit präsentieren. 

Was ist deine Haltung zur Digitalisierung in der Landwirtschaft? Welche Chancen siehst du? 

Ich sehe eine Chance, wenn man den Betrieb als Ganzes sieht. Es ist wichtig, dass Anwenderinnen und Anwender von precision farming, Apps oder zum Beispiel von barto powered by 365FarmNet Bausteinen dies als zusätzliche Möglichkeit sehen, um die Buchhaltung zu erleichtern, um Pflanzenschutzmittel, Dünger, Maschinen …. gezielter einzusetzen, genaue Abrechnungen für Partnerbetriebe zu erstellen, etc. Der gesunde Menschenverstand darf dabei aber niemals verloren gehen. 

Entdeckt ein Landwirt, an seinem Feldrand Getreidehähnchen und spritzt dann sein ganzes Weizenfeld, spart er vielleicht dank precision farming 20% des Spritzmittels. Hätte er aber sein ganzes Feld unter die Lupe genommen, hätte er vielleicht bemerkt, dass nur der Feldrand befallen ist und die Bekämpfungsschwelle über das ganze Feld gar nicht erreicht wurde. Dann ist es ein kleiner Trost, dass dank präziser Applikationstechnik "nur" 80% des Spritzmittels eingesetzt wurde. Für die Bestimmung von Bekämpfungsschwellen sehe ich übrigens auch eine grosse Chance für den Einsatz von Drohnen. 

Ganzheitlichkeit ist wichtig und unerlässlich, wenn man von den neuen Technologien profitieren will. Dasselbe gilt für das Erfassen von Arbeiten und Erstellen von Abrechnungen bei Betriebsgemeinschaften. Ein Grundvertrauen zwischen den Partnern ist essenziell, dies kann auch mit einer App oder einem barto Baustein nicht herbeigeführt werden. 

Welchen Part spielen die Frauen auf den Betrieben, wenn es um das Führen der Aufzeichungsunterlagen geht? 

Ich glaube, dass es vor allem viele Frauen gibt, welche die Buchhaltung machen. Bei den Aufzeichnungsunterlagen (Feldkalender, Wiesenjournal etc. ) kann ich das nicht beurteilen. 

Meiner Meinung nach ist es unabdingbar, dass Paare miteinander sprechen und sich über die Ausrichtung des Betriebes austauschen. Bei meinen Absolventinnen der Bäuerinnenschule habe ich schon festgestellt, dass sie nach den Kursen mit guten Ideen auf ihre Betriebe zurückkehren und ihren Partnern kritische Fragen zu Abläufen auf dem Hof stellen. Im Dialog kann dann die Strategie des Betriebes festgelegt werden. Das Einbinden der Frauen in diesen Fragen erachte ich in der heutigen Zeit als unumgänglich. Oft bringen Frauen, weil immer noch meistens sie neu auf dem Betrieb sind, einen frischen Blick mit und betrachten traditionelle Arbeitsabläufe mit anderen Augen und hinterfragen sie. 

Welchen Nutzen bringt nach deiner Einschätzung barto powered by 365FarmNet den Bäuerinnen und Bauern?

Grundsätzlich finde ich es sehr positiv, dass die Landwirte und Landwirtinnen alle ihre Aufzeichnungen an einem einzigen Ort machen können. Dadurch können sie sich einfach und schnell einen Überblick über ihren Betrieb verschaffen ohne verschiedene Programme oder Dateien öffnen (oder suchen) müssen.

Unabdingbar ist aber, dass die Nutzerinnen und Nutzer die Hoheit über ihre Daten behalten und selber entscheiden können wer Zugang darauf hat.